Utopie „Anti-Kernfamilie“

Ob Kleinfamilie, allein-erziehende Mütter, allein-erziehende Väter, Patchworkfamilie, gleichgeschlechtliche Partnerschaften oder die klassische Kernfamilie, heutzutage gibt es unzählige Formen der Familie. Wobei hier Freunde, WGs und andere Formen des Zusammenwohnens noch nicht aufgezählt sind. Dennoch ist die klassische Kernfamilie noch immer Vorzeigemodell, obwohl diese schon lange nur mehr als eine mögliche neben anderen Formen existiert. Dass die Kernfamilie noch immer Vorbild sein soll, kann man von der Arbeitswelt bis hin zur Werbung beobachten, wobei ein Wandel sichtbar ist, jedoch nur in Maßen. Österreich ist in der Hinsicht klar konservativ.

Dabei wäre es unheimlich wichtig, die neuen Familienformen zu stärken und ein Umdenken zu schaffen und das wertfrei, das heißt ohne eine der Möglichkeiten zu bevorzugen.

In der Politik wird die klassische Kernfamilie bevorzugt. Welche Politikerin bzw. welcher Politiker steht schon dafür ein bzw. kann mit erhobenem Haupt sagen, er hätte eine Patchworkfamilie oder wäre stolze allein-erziehende Mutter, geschweige denn Vater. Kaum eine oder einer scheinen selbstbewusst genug, als Vorbild zu agieren. Genau so sieht es auch in Unternehmen und Betrieben aus. Dabei wäre es wünschenswert und der Norm sogar entsprechender, könnte die österreichische Politik Werner Faymann als Vater einer Patchworkfamilie oder Eva Glawischnig als alleinerziehende Mutter vorzeigen. Aber es ist auch klar, dass man das, was nicht der Norm entspricht, bewundert.

Klar ist auch, dass es in der Werbung nicht möglich ist, denn sie orientiert sich an einem Trend, Meinungsumfragen, Statistiken. Daran etwas zu ändern, scheint schier unmöglich. Vielleicht ist es deshalb notwendig, dass in den Köpfen der Leute selbst ein Umdenken stattfindet, um sich von dieser alten Vorstellung der Kernfamilie als perfekteste aller Familienformen zu lösen. Dieser Prozess wird mit Sicherheit noch einige Jahrzehnte dauern. Und bis dahin ist die Patchworkfamilie möglicherweise schon zum Trend geworden, wonach die Werbung sich wieder orientieren würde, was schön wäre, jedoch nur solange, bis sie niemanden ausgrenzt. De facto dreht man sich in einem Teufelskreis. Werbung als Bestandteil des Ganzen zu sehen und nicht alles als Gegeben hinzunehmen, ist ebenfalls unabdingbar, denn nur dann kann man gewährleisten, einen selbstbewussten Zugang zu diesem Thema zu erlangen.

Als ein gutes Beispiel ist zuletzt die Psychologie zu nennen. Kinder allein-erziehender Eltern werden oft als weniger selbstbewusst bezeichnet. Sie haben es schwieriger in dieser Gesellschaft aufzuwachsen und werden oft mitleidig von Freunden angesehen, wenn sie erzählen, sie hätten nur ein Elternteil, oder ihre Eltern seien getrennt.

Damit diese Trennung zwischen Kindern einer Kernfamilie und anderer Lebensgemeinschaften nicht zu hart ausfällt, bedarf es einem dringenden Wandel und dem Willen der Menschen, etwas zu ändern.

Ich für meinen Teil wünsche mir einen wertfreien Zugang zu diesem Thema und ein nebeneinander Existieren all dieser Lebensformen. Es scheint unmöglich, doch ohne Utopien würde man die Missstände in der Gesellschaft nicht erkennen und könnte nicht daran arbeiten.

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